Persönliches
1. Juli 2022

Wohnmobilkauf: Vorfreude ist nicht immer die schönste Freude

Obwohl wir die Entscheidung dieses Abenteuer zu wagen, für uns längst getroffen hatten, merkten wir ziemlich schnell, dass zwischen Reden und tatsächlich Tun noch ein großer Schritt liegt.

Neben der Reisevorbereitung und der groben Routenplanung gab es noch einige Dinge, um die wir uns vorab kümmern mussten: Job, Autoverkauf, Wohnmobil-Kauf, Untervermietung und Ausräumen der Wohnung, Website-Erstellung, Hochzeitsvorbereitungen und nebenbei noch unsere zwei Kinder bespaßen. Es war eine extrem anstrengende Zeit, aber wir haben immer wieder gescherzt, dass wir irgendwann mal darüber Lachen werden.

Die Karten vorm Chef offen auf den Tisch zu legen, damit das Promotionsangebot unwiderruflich abzulehnen und damit bewusst eine Lücke im Lebenslauf zu riskieren, war eine der größten Angsthürden und unser persönlicher “point of no return”. Ein halbes Jahr ins Ungewisse zu fahren, alle Sicherheiten aufzugeben und nicht zu wissen, wie es danach weitergeht, stellte unseren Mut oft auf eine harte Probe.

Ein weiterer herausfordernder Schritt war der Kauf des Wohnmobils. Denn wir kauften nicht nur ein Urlaubsmobil, sondern setzten zur Lücke im Lebenslauf jetzt auch noch Geld. Wieder machte sich die Angst breit. Das war für uns der offizielle Startschuss für unser Abenteuer.

Am momentan sehr hart umkämpften Markt nahmen wir sogar die Schneiderfahrt zur 600 km entfernten Besichtigung zähneknirschend in Kauf, denn der Verkäufer war ein zwielichtiger Typ und unser Gefühl riet uns hier lieber nicht zuzuschlagen. Zwei Wochen später wurden wir dann in Landshut bei einem sympathischen Rentner Pärchen fündig, die uns bis heute mit einer 24/7 Road-Assistance jederzeit beratend zur Seite stehen.

Unser Verstand malte sich auch mit der Untervermietung unserer Wohnung wieder sämtliche Horrorvorstellungen aus. Was ist, wenn unser Untervermieter ein Mietnomade ist, der nie wieder auszieht und wir ab jetzt obdachlos sind? Glücklicherweise behielt er mal wieder unrecht, denn das stellte sich als recht unkompliziert heraus.

Obwohl wir wissen, dass die Ängste nur Illusionen sind, fordern sie uns alles ab, doch von ihnen werden wir uns nicht abhalten lassen. Falls sich eines dieser Schreckensszenarien wiedererwartend bewahrheiten sollte, dann kommen wir einfach wieder heim. Davon geht die Welt nicht unter und wir haben es zumindest versucht.

Sobald wir es dann offiziell kommunizierten, ließ die Angst plötzlich drastisch nach. Wahrscheinlich hat der Verstand bemerkt, dass er nichts mehr mitzureden hat. Höchst interessant wie man sich selbst kennenlernt, wenn man den Schritt aus der Komfortzone wagt.

Jetzt waren wir also frei und unserer großen Reise stand ab dem Zeitpunkt wirklich nichts mehr im Wege.

Dann kam der 4. Juli, zufällig der amerikanische Independence Day, und unsere Reise startete…