Travel
20. August 2022

Woche 7: Entschleunigung im finnischen Lappland

Je weiter wir in den Norden kamen, desto einsamer wurde es. Auf unserem Weg in Richtung Norwegen kamen wir plötzlich an dem uns bislang völlig unbekannten Mt. Levi vorbei. Wer sich für Wintersport interessiert, dem dürfte dieser Name ein Begriff sein.

Der erste Berg auf unserer Reise!

Um unser Berg-Weh zu stillen, entschieden wir uns kurzerhand dort zwei Nächte zu bleiben. Über Park4Night fanden wir einen mega idyllischen Platz direkt am Fluss mit Grillhütte und vorbereiten Lagerfeuerholz. Hier lernten wir ein holländisches Paar kennen, das sich auf das selbe Abenteuer eingelassen hat, wie wir. Wir hatten zwei wunderschöne gemeinsame Abende am Lagerfeuer mit inspirierenden Gesprächen und freuten uns sehr darüber, Gleichgesinnte zu treffen.

Die nächste Nacht verbrachten wir allein am wunderschönen Pallasjärvi See mit Sandstrand im Pallas-Yllästunturi Nationalpark. Doch plötzlich war es früh morgens vorbei mit der Ruhe, als mehrere LKW anrückten. Zufälligerweise übernachteten wir genau dort, wo die erste Tagesetappe des “Racing the planet” – Rennens endete. 250 Kilometer in 6 Tagen. 6 Tage lang ein Marathon zum Frühstück. Google verriet uns, dass es dieses Rennen überall auf der Welt gibt und wir erfahren im Outback Finnlands davon. Von den Rentieren verfolgt fuhren wir weiter über Hetta nach Kilpisjärvi, bis zum nördlichsten Ende des finnischen Armes.

Nach einer Fahrt durch die endlosen Weiten Lapplands, freuten wir uns Zeichen einer menschlichen Zivilisation zu entdecken. Kurz vor der norwegischen Grenze, auf einer Anhöhe, umgeben von einer kargen aber malerischen Bergwelt, weit überhalb des Polarkreises gab es noch einen letzten Supermarkt auf finnischer Seite. An dieser weit und breit einzigen Einkaufsmöglichkeit füllten wir unsere Lagerbestände nochmal auf, denn wir wurden vorgewarnt. Bis jetzt war es teuer aber jetzt wird es richtig teuer.

Der Flair dieses Supermarktes ist schwer zu beschreiben. Es war eine Mischung aus Supermarkt, Baumarkt und Outdoorladen, bei dem deutlich mehr Wert auf Funktionalität als auf Ästhetik gelegt wurde. Von gewöhnlichen Produkten und Trockennahrung über Gaskocher, Axt und Schaufel bis zum Thermoschlafsack war in den engen Gängen zwischen den vollgestopften Regalen alles zu finden. Genau so stellen wir uns einen Supermarkt am Fuße des Mount Everest vor.

Solche Momente sind es, die uns daran erinnern, dass wir über 3000 Kilometer von Zuhause entfernt sind, was oft ein kurzes Gefühl von Heimweh auslösen kann. Immer öfter bemerken wir, dass wir einfach so in den Tag hinein leben. Keine Termine, keine Ziele, kein Plan, kein Stress aber langweilig wird uns nie. Wie jede Reise hat auch diese Höhen und Tiefen, doch die Gefühlspalette, die wir hier spüren dürfen ist völlig neu für uns und wir sind froh darüber, sie spüren zu dürfen.