Travel
14. August 2022

Woche 6: Unbekanntes Finnland

Mit Live Musik und Spieleparadies an Bord der Luxus Fähre schipperten wir vom schwedischen Umeå über den Bottnischen Meerbusen ins gegenüber liegende finnische Vaasa.

Um ausgiebig duschen zu können, Wäsche zu waschen, alle Tanks aufzufüllen und die Pipibox ausleeren zu können, verbrachten wir die erste Nacht auf einem Campingplatz. Welch ein Glückstreffer, denn wir konnten den Sonnenuntergang bei bestem Wetter überm Meer vom Bett aus genießen.

Als nächstes besuchten wir eine Freundin von Lisa in Seinäjoki, die uns mit ihrer Familie in ihrem Haus herzlichen Willkommen hießen. Annu studierte vor zehn Jahren ein Semester in Rosenheim, wo sich Lisa als Erasmusbeauftragte um Gaststudenten kümmerte. Sie verbrachten eine prägende Zeit miteinander, wurden Freunde und blieben über all die Jahre in Kontakt. Obwohl sie sich so lange nicht gesehen haben, konnten sie nach einer intensiven Umarmung genau da weitermachen, wo sie damals aufgehört haben. Das sind echte Freundschaften.

Sie und ihr Mann haben uns mit finnischem Essen verwöhnt und um die “authentic Finland experience” perfekt zu machen, durften wir noch ihre eigene Sauna im Bad benutzen.

Egal ob in den USA, Kanada oder auch hier oben im europäischen Norden, für uns ist es immer ein Highlight wenn wir bei Locals zu Hause eingeladen sind. Zu sehen wie Menschen aus anderen Kulturen leben, essen und wohnen gibt jeder Reise den besonderen Touch.

Das finnische Sprichwort: „Nothing sticks to your eyes“ trifft unserer Meinung zwar zu, da es außer Wald, Seen, Felder und nochmal Wald nicht viel zu sehen gibt, aber genau das ist es, was wir hier so genießen. Diese unberührte Natur, die Weitläufigkeit, die Ruhe und die Einsamkeit tragen ihren Teil dazu bei, dass wir beginnen auch unter der Oberfläche zu entspannen.

Am Strand in Kalajoki wurden wir von den Sanddünen überrascht, wo wir am liebsten direkt aufs Quad gestiegen wären und uns kurzerhand dazu entschieden hier zu übernachten.

Zum ersten Mal haben wir auch endlich ein Rentier in freier Wildbahn gesehen, worüber wir uns sehr gefreut haben.

Je näher wir dem Santa Claus Village in Rovaniemi in Lappland kamen, desto mehr Rentiere sahen wir. Sie sind hier oben überall und blockieren sogar die Straßen. Angst scheinen sie nicht zu haben, denn sie wissen wohl, dass sie Vorfahrt haben.

Wenn nicht gerade Weihnachten ist, arbeitet Santa Claus das Jahr über hier oben in seinem Büro, das sich direkt auf dem Polarkreis befindet. Die Kids waren natürlich begeistert und konnten ihre Bestellungen für Weihnachten persönlich übermitteln.

Obwohl es hier quasi kaum mehr richtig dunkel wird, schlafen die Kinder zum Glück sehr gut.

Ein Hoch auf das Verdunkelungssystem von unserem Klaus. Auch wenn er vielleicht nicht den Sexappeal eines VW Busses mit Surfbrett auf dem Dach hat und etwas schwerfälliger daher kommt, erfüllt er seinen Zweck hervorragend.

Wir sind aktuell seit 6 Wochen unterwegs und wir beide bemerken, dass die Zeit gefühlt immer langsamer verläuft. Wir haben eigentlich mit dem Gegenteil gerechnet und versuchen uns das zu erklären. Wir haben längst vergessen welcher Tag heute ist. Ob Montag oder Freitag, das ist uns völlig egal. Wir fiebern keinem Tag mehr entgegen. Wir üben uns bewusst darin nur den jetzigen Moment aufzusaugen und den heutigen Tag zu genießen. Vielleicht ist das der Grund.Trotz der hohen Preise für Alkohol, die einem wirklich die Tränen an der Kasse in die Augen treiben, genehmigen wir uns doch Abends hin und wieder mal ein Bier bei einem Sonnenuntergang. Dabei wird uns oft klar, wie wertvoll das ist, was wir hier gerade tun und wie glücklich wir darüber sind über diese enorme Angsthürde gegangen zu sein