Eigentlich mag Dominik keine Städte. Zu laut, zu stressig, zu viele Menschen, zu viel Beton und viel zu wenig Natur. Das trifft auch auf Stockholm zu, doch der kleine aber feine Unterschied nennt sich Gröna Lund. Ein ausgewachsener Freizeitpark mitten in der Stadt und damit kann Stockholm gewaltig punkten.
Stockholm war die erste Stadt auf unserer Reise, die wir besuchten. Da das Suchen eines Parkplatzes mit einem knapp sieben Meter langen Wohnmobil in einer fremden Stadt nicht gerade zu unseren Lieblingsbeschäftigungen gehört, lag unsere Strategie darin, außerhalb zu parken und die Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Jetzt war es Zeit einen weiteren Ausrüstungsgegenstand aus unserem Arsenal auf Herzen und Nieren zu testen. Unseren Thule Fahrradanhänger.
15 Kilometer in die Stadt radeln, Fahrrad parken, Stützrad montieren und schon waren wir Fußgänger mit einem doppelsitzigen Kinderwagen, der über einen beachtlichen Stauraum verfügt. Neben Thermomix und Heißluftfriteuse scheint dieser Anhänger ebenfalls ein Schweizer Taschenmesser zu sein und die Entscheidung ihn mit auf die Reise mitzunehmen, bewährte sich schnell.
Auf diese Weise sahen wir an einem Tag so viele Ecken wie wir es ohne in fünf Tagen nicht geschafft hätten. Lisa war glücklich die Stadt in aller Gründlichkeit erkundet zu haben und Dominik nach einem Tag wieder draußen zu sein.
Gerade als wir die Stadt verlassen wollten, wären wir beinahe noch Mick Jagger und den Rolling Stones über den Weg gelaufen. Sie gaben an diesem Abend ein Konzert in der Stadt und auf unserem Heimweg sind nichtsahnend an ihrem Hotel vorbeigefahren. Leider war der Andrang zu groß, sodass wir sie nicht zu Gesicht bekommen haben.
Unser Eindruck von Stockholm? Prädikat: Sehenswert.
Jetzt zeigte der Kompass wieder in Richtung Norden. Hier zwei Tage stehen bleiben und die Gegend erkunden und dann dort. Die Abläufe werden routinierter und wir kommen langsam im Wohnmobil an. Die Entschleunigung beginnt langsam durch die Oberfläche hindurch zu sickern und erreicht tiefere Ebenen des Gemüts.
Unverhofft kommt oft. Das durften wir jetzt schon öfters erfahren. Unterwegs auf der Europastraße E4, hinter einer unscheinbaren Kurve, zeigte sie sich in ihrer vollen Pracht. Eine beleuchtete Hängebrücke, die es mit der Golden Gate Bridge in San Francisco aufnehmen kann. 186 Meter hoch und knapp zwei Kilometer lang. Ein beeindruckendes Bauwerk, inmitten malerischer Natur. Das mussten wir uns genauer ansehen.
Eine wunderschön angelegte Raststation mit Aussicht über die Brücke, ein riesiger Kinderspielplatz, Picknickbänke und ein Stellplatz mit Aussicht über die beleuchtete Brücke. Der große Vorteil an einer Reise ohne Ziel und Zeitdruck ist, dass Flexibilität und so entschieden wir uns kurzerhand hier zu übernachten.
Dominik witterte sensationale Drohnenaufnahmen und verbrachte dafür zwei Stunden neben der Steckdose auf der Rastplatztoilette um die Akkus zu laden, doch kurz vor der „golden hour“, die die Landschaft vor dem Sonnenuntergang in ein malerisches Licht taucht, machte ihm das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Der Wind wurde zu stark und die Sicht schlechter. Sehr schade!
Nach dem Studium lebten wir für ein halbes Jahr in Vancouver und was wir hier oben zu sehen bekommen erinnert uns sehr an die Gegend um British Columbia. Unberührte Natur, unendliche Weiten und die aufgeschlossenen Menschen sorgen für ein Gefühl, das europäische Kanada entdeckt zu haben und das beinahe direkt vor unserer Haustüre.
Unser Fazit: Schweden hat viel zu bieten und ist definitiv eine Reise wert.