Als wir das schwedische Festland erreichten, spürten wir sofort einen völlig anderen Vibe. Die Menschen waren offener, hilfsbereiter, sprechen unabhängig des Alters sehr gut Englisch und all diese ersten Eindrücke sorgten dafür, dass wir uns sofort wohlfühlten. Eine andere Sprache, andere Straßenschilder, andere Supermärkte, andere Fast Food Ketten. Endlich! Es geht los. Wir sind unterwegs und es fühlt sich zum ersten Mal nach Reisen an.
Zwei Tage nach unserer Ankunft, entschieden wir uns den Drehort von Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga zu besuchen und dort wurden Kindheitserinnerungen wach.
Im Vorfeld der Reise sinnierten wir regelmäßig darüber, was wir uns von dieser Reise erhofften. Ein wesentlicher Punkt auf dem Wunschzettel war es, inspirierende Menschen kennen zu lernen, von denen wir etwas lernen konnten. Erster Volltreffer an Tag zwei in Schweden.
Wir entschieden uns dafür, ein paar Tage in der Gegend um Lönneberga zu bleiben. Über die Park4night wurden wir auf zwei deutsche Auswanderer aufmerksam. Sie wohnen irgendwo im nirgendwo. Kilometerlange Feldwege durch Wälder und unberührte Natur mussten zurückgelegt werden um zu ihnen zu gelangen.
Wir erwarteten ein Rentnerpärchen, das hier ihren Lebensabend verbringt, doch weit gefehlt. Die beiden waren in unserem Alter und kommen zufällig auch noch aus der gleichen Gegend. Ein Stück unerwartete Heimat weit außerhalb der Komfortzone, das fühlte sich gut an.
Die beiden kauften sich ein beinahe zwei Hektar großes Grundstück, umgeben von endlosen Wäldern. Das Wohnhaus, das Baumhaus, die Lagerfeuerstelle, der Gemüsegarten, die 20 Meter hohe und 70 m lange Zipline ist bereits fertig gestellt. Die Scheune, die Sauna, die Ferienwohnungen und der Schwimmteich warten noch darauf. Wir fühlten uns sofort wohl auf diesem Abenteuerspielplatz.
Korbi ist 29 Jahre alt und stammt vom Tegernsee. Er hätte die Firma von seinem Vater übernehmen können, doch er wollte lieber die Welt sehen. Er lebte bereits 2 Jahre in Neuseeland und ein Jahr in Australien. Drei Jahre tourte er mit seinem Bus, ausgestattet mit Bergstiefel und Kletterausrüstung durch die Schweiz, Österreich und Deutschland.
In 137 Tagen ging er den Pacific Crest Trail, einen Fernwanderweg entlang der US- Westküste. Von der mexikanischen Grenze aus durchquerte er zahlreiche Nationalparks, wie den Yosemitepark. Dabei legte er und seine beiden Weggefährten, die er währenddessen kennen lernte, 4.265 Kilometer und knapp 150.000 Höhenmeter zurück.
Um die Reisekasse zu füllen, arbeite er in Vancouver als Spengler, bevor es für ihn alleine weiter in den Norden bis nach Alaska ging, wo er 40 Kilometer vor dem Polarkreis wegen eines heftigen Schneesturms umkehren musste.
Wir sind sehr dankbar dafür, diese beiden sehr beeindruckenden Menschen im Wald gefunden und kennen gelernt zu haben. Sie waren der emotionale Turbolader, den wir dringend brauchen konnten.
Die Reise nimmt Fahrt auf und wir sind gespannt, was uns noch erwartet.