Nach dem Geschichtsausflug am Omaha Beach ging es über Nantes in die Brettaine, der bekannten Weinregion. Dank der Park4night App, dem digitalen Schweizer Taschenmesser für Reisende, entgeht uns weder ein Spielplatz, noch eine LPG Gastankstelle, noch eine Sehenswürdigkeit.
Ob allein im Wald, am Sandstrand, hoch oben auf den Klippen über dem Meer oder wie in diesem Fall auf einem französischen Weingut – hierüber lassen sich stets die besonderen Sahnehäubchen unter den Stellplätzen finden.
Scheinbar ist die englische Sprache in Frankreich noch nicht angekommen, weshalb wir uns hier oft mit Händen und Füßen verständigen mussten. Nach der ein oder anderen Weinprobe spielte die Sprachbarriere bald eine untergeordnete Rolle und wir unterhielten uns großartig.
Noch ein Stück weiter im Süden, auf der Insel Re, bemerkten wir beim Aussteigen aus dem Wohnmobil, dass wir es geschafft haben: 25 Grad, Sonne, kurze Hose, T-Shirt, Bikini und ein Stellplatz direkt am Sandstrand – wir haben die Sommerwelle eingeholt. Nach drei Monaten nasskaltem Wetter musste dieses Etappenziel großzügig gefeiert werden und so entschieden wir uns kurzerhand, vier Tage an diesem Campingplatz direkt am Strand zu bleiben. Ein Mikrourlaub im Makrourlaub.
Zwischen uns und dem Meer, ein kleiner Sandwall. Auf seinem Kamm, ein Holzplateau mit freier Sicht auf das Meer und das auch noch in Funkdistanz zum Babyphone. Jackpot. Vor uns lag der ins Abendrot getauchte Atlantik, hinter uns ein aufgehender, blutoranger Vollmond. Wir konnten uns kaum entscheiden, in welche Richtung wir unsere Stühle ausrichten sollten.
Nach einem kurzen Besuch in La Rochelle machten wir uns auf den Weg nach Bordeaux. Von dort näherten wir uns über Biarritz entlang der Atlantikküste in großen Schritten unserem 10. Land der Reise, Spanien.
Nach 16 Wochen auf Achse nähern wir uns der magischen Viermonatsgrenze, von der uns die Holländer, die wir in Finnland kennen lernten, berichteten. Ob das Wetter ein Gamechanger ist oder ob es die verstrichene Zeit selbst ist, wir wissen es nicht, doch sie hatten Recht. Die Angst verschwindet vollständig. Die Zweifel verstummen und etwas Großes geschieht unter der Oberfläche, das mit Worten nicht zu beschreiben ist. Jetzt können die Eindrücke ungefiltert aufgenommen werden und damit nimmt die Reise nimmt gewaltig an Fahrt auf.