Matrix
20. Juni 2023

DMDR- #1.4- Wohin mit der Zeit?

Gehen wir noch ein paar Schritte näher an die Zeitleiste der Geschichte heran und setzen jetzt die 40.000 Jahre, seitdem es den „modernen“ Menschen, UNS bereits gibt, einem Tag mit 24 Stunden gleich, ergeben sich weitere interessante Zusammenhänge.

 

Vor etwa 6000 Jahren, umgerechnet abends um kurz vor halb neun unseres langen Tages, entstand eine der großen Hochkulturen dieser Erde in Ägypten. Da die Menschen von Ackerbau und Viehzucht lebten, zielte jeglicher Fortschritt darauf ab, diese Fähigkeiten weiter zu verbessern. Die hellen Köpfe unter ihnen beobachteten irgendwann, dass es immer um die 365 Sonnenaufgänge lang dauert, bis der Nil wieder über seine Ufer tritt und damit regelmäßig für fruchtbare Böden sorgte. Dieser Dauer gaben sie den Namen „Jahr“ und damit waren die Menschen jetzt in die Lage, die Aussaattermine sicher bestimmen zu können. Das war der Beginn unserer Zeitrechnung und einer der größten Meilensteine in der Menschheitsgeschichte.   

Die Dauer zwischen zwei Sonnenaufgängen nannten sie Tag, doch aus was ein Tag genau bestand, musste erst noch geklärt werden. Die Antwort lieferten rund eintausend Jahre später die Sumerer. Sie entwickelten das sexagesimale System und unterteilten die Zeit zwischen zwei Sonnenaufgängen in 24 Stunden, die aus 60 Minuten mit jeweils 60 Sekunden, bestehen. Da diese Zeitdauer völlig willkürlich unterteilt wurde, hätten es ebenso auch 17 oder 100 Stunden sein können, die zum Beispiel aus 100 Minuten bestehen.

Weitere eintausend Jahre später, lieferten die Babylonier den dritten Baustein unseres Kalenders. Sie stellten fest, dass es etwas am Nachthimmel gibt, das um ein Vielfaches größer ist und deutlich heller leuchtet, als alle anderen Himmelskörper und dass dieses seltsame Etwas zudem auch noch ständig seine Form verändert. Sie nannten es Mond und berechneten, dass es jedes Mal etwas mehr als 29,5 Tage dauert, bis er sich wieder in seiner vollen Größe zeigt und dass sich dieses Schauspiel zwölf Mal im Jahr wiederholt. Der Monat war geboren.

Das Problem bei drei zusammengebastelten Kalendern ist, dass sie nicht perfekt zusammenpassen. Die Überschwemmung des Nils ist jahreszeitenabhängig und die wiederrum entstehen durch die Neigung der Erdachse und ihrer Bewegung um die Sonne. Ein Sonnenaufgang entsteht durch die Rotation der Erde um ihre eigene Achse und der Mond ändert sein Erscheinungsbild durch seine Bewegung um die Erde.

Da diese drei Bewegungen nicht über ein interplanetares Getriebe miteinander verbunden sind, entsprechen deren jeweiligen Umdrehungsfrequenzen keinem exakten Vielfachen voneinander und das sorgt für große Probleme im Kalender.

Knapp daneben ist auch vorbei. Denn entgegen der Annahme der Ägypter, dauert ein Jahr nicht 365 Sonnenaufgänge lang, sondern 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Bei einem Jahr spielt diese geringe Abweichung kaum eine Rolle, doch summiert sie sich auf, hätten wir bereits nach 600 Jahren eine 180 Grad Phasenverschiebung erreicht. Dann wäre im Juli tiefster Winter gewesen und das hätte das sichere Ende einer jeden Hochkultur bedeutet.

Um diesen Fehler zu korrigieren, kamen die Menschen auf die Idee jedes vierte Jahr, um einen Tag zu verlängern. In einem solchen Schaltjahr dauert der Februar dann 29 Tage lang und in diesem Extratag verschwinden die vier übriggebliebenen Vierteltage der Vorjahre. Diese manuelle Stellschraube eliminiert einen Großteil des Fehlers, doch vollkommen gründlich ist sie nicht, denn das Jahr ist nicht um einen viertel Tag, also um sechs Stunden, sondern um fünf und ein paar Minuten. Um der Realität noch näher zu kommen, gibt es daher noch zwei weitere Justierschrauben. Jahre, die durch 100 teilbar sind, sind keine Schaltjahre, außer sie sind durch 400 teilbar, dann schon. Aus diesem Grund war das Jahr 2000 ein Schaltjahr.

Das zweite Problem entspringt derselben Natur, denn es dauert nicht exakt 29 Erdumdrehungen lange, bis der Mond wieder seine Ausgangslage eingenommen hat, sondern etwas mehr als 29,5. Da wieder niemand so recht wusste, wohin mit diesem halben Tag im Kalender, wurde die Zahl einfach auf 30 aufgerundet. Ein in sich konsistentes System, wie beispielsweise die Mathematik, kann von beiden Seiten hin- und her gerechnet werden und dabei ergibt sich immer dasselbe Ergebnis. 30 Tage pro Monat mal 12 Vollmonde im Jahr, ergibt 360 Tage pro Jahr, nicht 365. Jetzt fehlten fünf Tage und damit blieb den Menschen damals keine andere Möglichkeit mehr, als einige der zwölf Monate auf 31 Tage zu verlängern.

Diese hemdsärmelig zusammengeschusterte geistige Konstruktion, die wir Zeit nennen, ist eine Erfindung des Menschen und im physikalischen Sinne existiert sie nicht. Was wir tatsächlich messen, sind keine Tage, Monate oder Jahre, sondern periodische Bewegungen von Himmelskörpern in einem dreidimensionalen Raum, der sich zu einem vierdimensionalen Raum- Zeit- Kontinuum erweitert.

Da das Universum immer schneller expandiert und sich damit der Abstand zwischen den Himmelskörpern immer weiter vergrößert, dauern all die periodischen Ereignisse immer mehr Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre, Dekaden und Jahrhunderte, als noch vor Jahrmillionen und so müssen jetzt jedes Jahr die Uhren auf ein Universum abgestimmt werden, das einfach nicht stillhalten will.

Unsere Zeitrechnung macht sichtbar, dass wir auch heute noch nach uralten Strukturen leben, die wir von unseren Vorfahren übernommen haben, ohne sie jemals zu hinterfragen. Ob die Dauer zwischen zwei Sonnenaufgängen in 24, 50 oder 100 Einheiten unterteilt wird, spielt am Ende des Tages keine Rolle, da es weder Einfluss auf unsere Lebensqualität noch auf den Zustand dieser Welt hat, doch die Zeitrechnung ist nur ein Beispiel von vielen und bei ihnen sind die Dinge ein wenig komplizierter.